Honan Form - OHNE Bilder   <===     Tai Chi als Meditation - OHNE Bilder
 
Tai Chi - Wirkungen auf den menschlichen Organismus - OHNE Bilder
                                                                                                    Bemerkungen nach Foen Tjoeng Lie

Nervensystem

Das Zentralnervensystem steuert bekanntlich die einzelnen Bewegungsabläufe, die Koordinierung verschiedener Bewegungen und das Gleichgewicht. Auch andere Funktionsaktivitäten unseres Organismus werden unter anderem durch Stimulation oder Hemmung der Großhirnrinde beeinflußt. Außerdem übernimmt das Nervensystem die Aufgabe der Steuerung und der Koordinierung vielfältiger Funktionen von verschiedenen Organen.

Ferner nimmt der Mensch mittels seiner Sinnesorgane die Umwelt samt ihren Veränderungen wahr und versucht durch Regulationen, die durch reflektorische Reaktion des Nervensystems ausgelöst werden, sich an die jeweiligen Umweltbedingungen anzupassen.

Bei Ausübung von Tai Chi wird auf "das ruhige Herz und die Führung durch den Willen" besonders großen Wert gelegt. Dies bedeutet, daß man ruhig und gelassen sein und mit voller geistiger Aufmerksamkeit die Bewegung ausführen soll. Durch diese bewußte Führung können Störfaktoren - wie wirre Gedankengänge - beseitigt werden. Dabei werden Aktivitäten der Großhirnrinde (d.h. nur auf sehr wenige Areale) konzentriert. Die übrigen Areale der Großhirnrinde werden weitgehend gehemmt. Somit können sie sich während der körperlichen Aktivität erholen. Der Mensch kann sich dadurch von der Ermüdung sehr schnell regenerieren. Gleichzeitig wird die Konzentrationsfähigkeit durch bewußte Lenkung der uneingeschränkten Aufmerksamkeit auf die Abläufe und Koordination der Tai Chi-Bewegungen trainiert und so verbessert.

Die Ausführung des Tai Chi erfordert die Koordination verschiedener Körperteile und Organe wie Arme, Rumpf, Beine und Augen. Die einzelnen Bewegungsfolgen müssen flüssig miteinander verbunden werden. Manche Folgen sind aus verschiedenen, recht komplexen Bewegungen zusammengesetzt.Das Ausführen solcher Folgen bedarf auch einer ausgezeichneten Fähigkeit der Koordinierung und Balance. Es führt zu einer besseren Aktivierung des Zentralnervensystems und einer besseren Regulierung der Funktionen verschiedener Organe und Systeme.

Tai Chi ist eine Körperübung, die die Stimmung aufheitern kann, wobei es gleichgültig ist, ob man die ganze Form oder einige Folgen davon ausführt oder nur das TUI-SHOU ("Handschieben" bzw. "Pushing hands") übt. Man fühlt sich hinterher sowohl körperlich als auch geistig wohl und entspannt. Außerdem wird die körperliche und geistige Reaktionsfähigkeit gesteigert. Der Ausübende erwirbt sich dadurch eine sprudelnde Lebensfrische.

Die psychische Aufheiterung ist ein besonderer Vorteil für die allgemeinen physiologischen Aktivitäten des Organismus. Durch zahlreiche Untersuchungen und Experimente ist erwiesen, daß die aufgeheiterte Stimmung einen besonders stark positiven Einfluß auf die verschiedenen physiologischen Abläufe, wie Gasaustausch, Blutkreislauf u.a. hat. Menschen mit chronischen Erkrankungen können eine positivere allgemeinere Einstellung gewinnen. Dies wiederum fördert ihre aktive Zusammenarbeit in der Therapie und ihre Bereitschaft für die Übernahme der Eigenverantwortung und führt im Allgemeinen zu einer günstigeren Prognose für die Heilung bzw. die Besserung des Gesamtzustands.

Atmungssystem

Jeder von uns kann selbst die Beobachtung machen, daß die Atmung erschwert oder gar behindertwird, wenn die Brust, der Rücken, die Schultern oder die Arme verspannt sind. Hierbei verhält sichdie Stärke der Erschwernis in der Regel proportinal zum Schweregrad der Verspannung.

Beim Tai Chi wird eine bestimmte Körperhaltung wie locker hängende Schultern, gerade gestellter Kopf, natürlich aufrechter Oberkörper, frei entspannte Brust und die Verlagerung des Bewußtseins auf den Dan Tien im Bauch verlangt. Die übliche angewandte Atmungstechnik ist dabei die Zwerchfellatmung (Bauchatmung). Dabei soll man das Atmen unabhängig von der angewandten Atemtechnik, auf jeden Fall ruhig, tief, langsam, fein, gleichmäßig und sanft sowie im Einklang mit der Bewegung ausführen.

Diese typische Körperhaltung, diese bewußte Atemführung sowie die beruhigenden und harmonisierend wirkenden Bewegungen des Tai Chi erweitern die Beweglichkeit des Brustkorbs und erhöhen die Elastizität des Lungengewebes. Dadurch werden Durchlüftung (Ventilation) und Gasaustausch der Lunge deutlich verbessert.

Wenn man langfristig Tai Chi betreibt, wird die Atmungsfrequenz reduziert, die Lungenkapazität vergrößert und die allgemeine Belastbarkeit erhöht. Nach einer körperlichen Belastung wird man nicht mehr so schnell kurzatmig.

Kreislaufsystem

Über die Wirkung auf das Nervensystem und durch die Zwerchfellatmung übt Tai Chi auch einen positiven Einfluß auf den Blutkreislauf aus. Sein regulatorischer Einfluß auf das Nervensystem, insbesondere auf die Großhirnrinde und den Nervus Vagus, führen dazu, daß die Blutversorgung des Herzens durch die Herzkranzgefäße verbessert wird und daß das Herz kraftvoller kontraktieren kann. Dadurch werden die Funktionstüchtigkeit des Herzens und die Hämodynamik des Blukreislaufs verbessert.

Gleichzeitig führt die Zwerchfellatmung zu einer ständigen Druckveränderung in der Bauchhöhle. Wenn sich der Druck in der Bauchhöhle erhöht, kann das venöse Blut aus dem Kreislauf besser in die rechte Herzkammer zurückfließen, kann das arterielle Blut aus der linken Herzkammer vermehrt über die Aorta in den Blutkreislauf hineinströmen. Dadurch wird die Blutzirkulation deutlich verbessert.

Außerdem bewirkt Tai Chi durch die Entspannung der Gefäßwände und durch die sanfte Beanspruchung von Muskulatur und Gelenken eine allgemeine körperliche und psychische Entspannung. Zusätzlich wird dadurch der Blutdruck gesenkt und die Lymphzirkulation beschleunigt.

Dies alles stellt eine enorme Arbeitsentlastung des Herzens dar. Deshalb haben Menschen mit langjähriger Tai Chi-Erfahrung eine bessere Herzfunktion, weniger Hypertonie (Bluthochdruck) und seltener Arteriosklerose (Adernverkalkung) als Vergleichspersonen ohne Tai Chi-Erfahrung.

Verdauungssystem

Die Aktivierung und Regulierung des Zentralnervensystems und des vegetativen Nervensystems durch Tai Chi bewirken unter anderem auch eine Funktionsverbesserung des Verdauungssystems. Die Peristaltik (Darmbeweglichkeit), die Sekretion (Ausscheidung von Magen- und Gallensäften) und die Resorption (Aufnahmefähigkeit der Dünndarm- und Dickdarmschleimhaut) des gesamten Verdauungssystems werden dadurch verbessert.

Außerdem bewirkt die Zwerchfellatmung eine mechanische Stimulierung im Sinne der "Selbstmassage" auf den Verdauungstrakt. Gleichzeitig wird der Blutkreislauf verschiedener innerer Organe verbessert. Auch dies ermöglicht zusätzlich eine verbesserte Verdauungsfunktion.

Deswegen kann Tai Chi zur Behandlung und Vorbeugung gegen viele Funktionsstörungen der Verdauungsorgane, wie Völlegefühl im Magen, Appetitlosigkeit, Malabsorption (Störung des Nahrungsmitteltransportes von Darmlumen) und Ostipation (Verstopfung), eingesetzt werden.

Bewegungsapparat

Bei Ausübung von Tai Chi wird die Wirbelsäule gerade gehalten, das Becken leicht nach vorne und oben gedreht (siehe Anweisung zur Körperhaltung). Dadurch stehen die Lendenwirbel mehr oder weniger senkrecht auf dem Kreuzbein. Sehr viele Bewegungen des Tai Chi kommen aus dem Kreuz und schließen die Lendenwirbelsäule mit ein.

Diese besondere Haltung der gesamten Wirbelsäule und die Art und Weise der Bewegung wirken sich positiv auf Form und Funktion der Wirbelsäule aus. Deshalb kommen bei Menschen mit langjähriger Tai Chi-Erfahrung seltener Verformungen der Wirbelsäule, wie Lordose (Hohlkreuz), Skoliose (Krümmung zur Seite) oder Kyphose (Krümmung nach hinten) sowie altersbedingte Rundrücken vor.

Ein weiteres typisches Merkmal des Tai Chi, nämlich die sanften, fließenden und kreisenden bzw. runden Bewegungen, beanspruchen verschiedene Muskeln in so hohem Maße (ohne Anstrengung), daß sie auch im Laufe der Jahre stark, geschmeidig und elastisch bleiben bzw. werden.

Auch die Knochen werden durch diese Muskelarbeit positiv beeinflußt. Die Blutversorgung und der Stoffwechselumsatz der Knochen werden verbessert bzw. stärker stimuliert, was durch die verbesserte Verdauungs- und Stoffwechselfunktion des Organismuns unterstützt wird. Die Knochen bleiben stabil, weil unter anderem der Kalziumeinbau in den Knochen verstärkt wird.

Die Gelenke werden zusammen mit den umliegenden Muskeln und Bändern durch die typischen Bewegungen des Tai Chi optimal trainiert. Die Gelenke werden durch diese Aktivierung stabil, bleiben aber elastisch und geschmeidig.

Stoffwechsel

Es gibt zur Zeit noch relativ wenig Forschungsberichte über den Einfluß des Tai Chi auf die Stoffwechselfunktion. Aber auf Grund klinischer Beobachtungen kann man ziemlich sicher sagen, daß der Stoffwechsel von Fett, Eiweiß, Kohlenhydraten, Kalium, Kalzium und Phosphat durch Tai Chi positiv beeinflußt werden kann.

Ähnlich wie beim Verdauungssystem spielt hier auch die positive Beeinflussung der Bereiche des Nervensystems, die eine Funktionsregulierung der verschiedenen Organe hervorrufen, eine wesentliche Rolle. Hinzu kommt noch, daß die Zwerchfellatmung eine Verbesserung der Durchblutung und der Funktionsaktivität von Leber, Niere und Nebenniere bewirkt. Ferner trägt körperliche Aktivierung durch die sanften und harmonisierenden Bewegungen des Tai Chi zu einer Funktionsverbesserung des Stoffwechsels im Allgemeinen bei.

Schon die Ausübung von Tai Chi über einige Monate bewirkt eine deutliche Verminderung der Konzentration des Globulins und des Cholesterols im Blut, während sich die Eiweißkonzentration erhöht. Dies kann sicherlich als Vorteil für die Behandlung und Vorbeugung von Arteriosklerose angesehen werden.